Den Anfang macht ein Pestkelch aus dem Jahr 1632. Damals hatte die Pest Leipzig wieder einmal fest im Griff. In der Stadt mit ihren seinerzeit rund 13.000 Einwohnern wurde viel getan, um der Seuche Herr zu werden: Gebäude, in denen Betroffene wohnten, wurden abgeriegelt, Menschen mit Kontakt zu Pestkranken isoliert, vor Ansammlungen wurde ausdrücklich gewarnt. Ein- und ausgehende Personen und Transporte unterlagen an den Stadttoren strengen Kontrollen und sogar die Michaelismesse fand außerhalb der Mauern im nahegelegenen Wurzen statt. Trotz aller Bemühungen standen die Menschen dieser Zeit den fast permanent grassierenden Epidemien weitgehend ohnmächtig gegenüber. Umso mehr sehnte man das Ende der als Strafe Gottes angesehenen Plage herbei und scheute weder Kosten noch Mühen, um entsprechende Sühnegaben anzufertigen. So stiftete ein Leipziger Bürger als Dank für das Abklingen der Pest im Jahr 1632 diesen vergoldeten Kelch einer Leipziger Kirche.
"Wir sind ja keineswegs die erste Generation, die in Leipzig mit gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, Pandemien, Kriegen und Umwälzungen konfrontiert wird, damit zu leben lernte und letztlich doch zu einem gestärkten Neuanfang fand. So, wie wir heute allenthalben Zeichen eines kreativen Selbstbehauptungswillens sehen, sind auch die Sammlungen des Stadtgeschichtlichen Museums voller Objekte, die Zeugnis von der Orientierungssuche und dem Streben nach Menschlichkeit und Zusammenhalt in schweren Zeiten ablegen." so Direktor Dr. Anselm Hartinger.
Das Kuratorenteam des Museums, bestehend aus Experten der Stadtgeschichte bis 1800, der Stadtgeschichte ab 1800, des Sportes, der Musik, der Kunstgeschichte, Bibliothekswissenschaft und der Fotografie, stellt einige dieser Hoffnungszeichen als Inspirationsquelle, Anstoß des Innehaltens und Beispiel für heute und morgen vor.
"Wir haben uns kurzfristig überlegt, wie wir den Kern unserer wissenschaftlichen Arbeit - die Bewahrung, Erschließung und Vermittlung unserer Objekte - nicht nur fortsetzen, sondern auch bei unseren Besuchern präsent halten können - gerade angesichts der aktuellen räumlichen Distanz und für die vielen Menschen, die Museum momentan nur zuhaus erleben können. Wir tun dies, weil wir überzeugt sind, dass unsere Objekte aus der Geschichte heraus auch für heute etwas zu sagen haben - und wenn dies ein Moment des Nachdenkens, der Erkenntnis oder auch des Schmunzelns in einer so bedrückenden Situation ist. Genau dafür sind unsere Sammlungen da", so Ulrike Dura, Kunsthistorikerin im Stadtgeschichtlichen Museum.
Weitere Informationen
Sie finden die Hoffnungszeichen auf der Webseite des Stadtgeschichtlichen Museum: https://www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/