Schumann-Haus Leipzig
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Von Friedrich August Scheidel 1838 im klassizistischen Stil errichtet, gehörte das Haus zur ersten Bauphase der Leipziger Stadterweiterung in Richtung Osten seit 1836. Die Entwicklung des neuen Stadtteils - genannt Friedrichstadt - stand im Zusammenhang mit dem Aufschwung des Buchgewerbes. Zahlreiche Verlage und Buchdruckereien siedelten sich hier an, darunter auch Musikverlage wie Breitkopf & Härtel und C. F. Peters. Die Inselstraße war in diesem neuen Stadtteil Leipzigs bald die Hauptachse.
Robert und Clara Schumann bezogen hier am 13. September 1840 ihre erste gemeinsame Wohnung und verbrachten die ersten vier Ehejahre in diesem Domizil. Bedingt durch Schumanns Arbeit als Redakteur und Herausgeber der Neuen Zeitschrift für Musik wie auch durch seinen wachsenden Bekanntheitsgrad als Komponist, begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten, darunter Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz. Es ist diesem außergewöhnlichen Musikerpaar zu verdanken, dass sich das Haus in dieser Zeit zu einem der Kulturzentren Leipzigs mit europäischer Ausstrahlung entwickelte. Nicht zuletzt deswegen ist dieses kulturhistorisch wertvolle Haus ein wichtiger Garant für Leipzigs erfolgreiche Bewerbung um das Europäische Kulturerbesiegel 2018.
Eine einmalige Symbiose
1999 wurde das stark sanierungsbedürftige Haus von der Rahn Dittrich Group gekauft und unter strikter Beachtung denkmalpflegerischer Gesichtspunkte wiederhergestellt. Heute trifft man im Schumann-Haus eine weltweit einzigartige Symbiose aus Museum, Veranstaltungsort und Bildungsraum an. Seit 2014 befindet sich das Schumann-Haus im Besitz der Europäischen Stiftung für Bildung und Kultur der Rahn Dittrich Group. Hauptnutzer des Gebäudes ist die Freie Grundschule "Clara Schumann" mit künstlerischem Profil.
Gemeinsam mit dem Schumann-Verein Leipzig e.V., Träger des Museums und Veranstalter von jährlich über 40 Konzerten im Schumann-Saal, bildet das Schumann-Haus ein musikalisches und museales Kompetenzzentrum für das Erbe von Clara und Robert Schumann in Leipzig. Durch den gemeinsamen Willen, im Sinne einer kreativen Musik- und Musikhistorienvermittlung voneinander zu lernen, entstanden in den letzten Jahren mit dem Klangraum und dem Spielhörplatz erstaunliche Erweiterungen des musikpädagogischen Angebotes des Museums. Für die gemeinsame Entwicklung des Audioguides "Schumanns Geister" erhielten der Verein und die Grundschule 2016 den Mixed-Up Preis der Bundesvereinigung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung.
Neugestaltung im Jubiläumsjahr
Momentan erstreckt sich das Museum auf die historische Kutscheneinfahrt, das erhaltene Treppenhaus, zwei Kabinette, dem Arbeitszimmer Robert Schumanns und dem 2015 errichteten Klangraum in der original verorteten Wohnung der Schumanns. Herzstück ist der Schumann-Saal mit seiner original rekonstruierten Wandbemalung und den historischen Dielen aus dem Jahre 1838. Der Besucher erlebt so eine authentische künstlerische Atmosphäre.
Zum 200. Geburtstag 2019 bietet sich nun die einmalige Chance, Clara Schumann als europäische Spitzenkünstlerin des 19. Jahrhunderts besonders zu ehren, nämlich durch eine Neugestaltung der Ausstellung. Dabei sollen ihre Rolle als achtfache Mutter, ihre Werkrezeption sowie ihre singuläre Emanzipationsgeschichte als professionelle Künstlerin des 19. Jahrhunderts zum Vorschein kommen. Ziel der Neugestaltung und Erweiterung des Museums ist die Schaffung eines einzigartigen Paarmuseums, in dem Clara Schumann und ihr Ehemann gleichberechtigt im Zentrum der Betrachtung stehen. Themen wie die Karriere Clara Schumanns vor der Eheschließung, die unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der beiden Ehepartner, ihre eheliche Schaffens-, Wirtschafts- und Liebesgemeinschaft im Wandel der Rollen und ihre Kinder, schließlich der Wandel des öffentlichen Bildes von diesem weltweit berühmten außergewöhnlichen Paar sollen dabei die einzelnen Räume mit Leben erwecken.
Doch nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Präsentationsform soll die Ausstellung zusätzlich zum Klangraum weitere attraktive, zeitgemäße und moderne Elemente bieten, sodass Besucher dieses historische Kleinod mit allen Sinnen erleben können. So soll eine öffentliche Phonothek und Videothek installiert werden, gekoppelt mit dem Notenmaterial des gesamten Oeuvres der beiden Künstler: ein Ort, der Raum für wissenschaftliche Recherche und Hörgenuss gleichermaßen bietet.
Neben der Fortführung der museumspädagogischen Angebote durch die Nutzung des interaktiven Klangraumes und Spielhörplatzes bietet die Neugestaltung des Museums hin zu einem wirklichen Paarmuseum neue Möglichkeiten, diese Geschichte von Clara und Robert Schumann identitätsstiftend für Kinder und Jugendliche zu erzählen.