Vortrag: Meine Freiheit, deine Freiheit, unsere Freiheit: Wie soll das gehen und was kann Bildung bewirken? - Studium generale Ringvorlesung "Freiheit verstehen"
Freiheit ist das Thema unseres aktuellen Wissenschaftsjahres und einer der zentralen Grundwerte, auf denen unsere Demokratie neben Menschenwürde, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität basiert. Doch was bedeutet Freiheit genau und wie befähigen wir uns selbst und andere zu Freiheit bei gleichzeitigem Gemeinsinn und Respekt? In Zeiten multipler (globaler) Krisen, zunehmend komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen und wachsender Unsicherheiten stellt sich die Frage, wie ein gemeinschaftliches und friedliches Miteinander gelingen und welchen Beitrag Bildung zu Freiheit und Demokratie leisten kann/muss.
In diesem Vortrag nimmt sie sich dieser Fragen an und eröffnet eine kritische Auseinandersetzung zur Rolle von Bildung – besonders politischer und kultureller Bildung – als Ort und Form des (Er)Lebens, Diskutierens, Aushandelns, und Erlernens von Freiheit. Gemeinsam wird sich kritisch der Frage genähert.: Was kann (politische) Bildung bewirken und wie kann sie zu einem freiheitlich-demokratischen Verständnis und Leben von/in Freiheit anstiften?
Dr. Luise Fischer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig. Ihre Interessen liegen an der Schnittstelle von politischer Bildung, Dialog und gesellschaftlicher Transformation. Reflexives Handeln und Denken sowie neue Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis liegen ihr dabei besonders am Herzen. Zuvor war Dr. Fischer auch bei der Fraunhofer Gesellschaft, der University of Edinburgh und dem Büro der Vereinten Nationen in Genf tätig.
Zur Ringvorlesung: Freiheit verstehen. Herausforderungen und Perspektiven in einer liberalen Gesellschaft
Freiheit gehört zu den konstituierenden Werten der liberalen Gesellschaft. Das Versprechen, diese Freiheit für jede Bürgerin und jeden Bürger zu garantieren und zu wahren, gehört zum demokratischen Selbstverständnis. Immer wieder und immer häufiger hört man aber, „der Staat“ würde die Freiheiten des Bürgers beschneiden: Die zum Schutz der Bürger und Bürgerinnen erlassenen Gesetze und Verordnungen mutieren in den Reden der Populisten zu Zwangsmaßnahmen, die den grundrechtlich garantierten Freiheiten zuwiderliefen. Was ist das also für eine Freiheit, die hierzulande oft mit dem Begriff Wohlstand daherkommt?
Offenbar handelt es sich dabei meist um ein sehr individuelles Verständnis von Freiheit, das lediglich ein Freisein von Beschränkungen und Hindernissen meint. Es stellt sich die Frage, ob es sich dabei nicht um einen stark verkürzten Begriff von Freiheit handelt, der nur auf den ersten Halbsatz von Artikel 2 des Grundgesetzes zielt, dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. In einer Gesellschaft ist eine solche Freiheit aber zwingend nur mit einer Einschränkung denkbar: Sie endet, wo die Rechte anderer verletzt werden. Der Begriff Freiheit bedeutet also sehr viel mehr als individuelle Handlungsfreiheit. Er geht einher mit Verantwortung, mit Rechten und Pflichten, und letztendlich ist Freiheit abhängig von einem Gemeinwesen, in das ein Individuum eingefügt ist.
Im Wissenschaftsjahr 2024, das der Freiheit gewidmet ist, wollen wir uns über politische, soziale und ökonomische Themen dem Begriff der Freiheit nähern, wobei zunächst wirkmächtige Konzepte von Freiheit grundlegend vorgestellt werden sollen. Im Anschluss daran soll Freiheit jeweils erörtert werden im Hinblick auf ihr Spannungsverhältnis unter anderem zum Recht, zum Eigentum, zu Repräsentation und Teilhabe in der Gesellschaft, zur Identitätspolitik, zu Arbeit und Armut beziehungsweise Reichtum.
Veranstaltungsort
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) - Trefftz-Bau
04277 Leipzig